Schenk, Peter I.

Kupferstecher, Kartenverleger, Bilderhändler

* (getauft?) 26.12.1660/61 Elberfeld

† zwischen 12.8. und 17.11.1711 Leipzig

Gemeinsam mit seinem gleichnamigen Sohn zählt der aus dem Bergischen Land stammende S. zu den wichtigsten Persönlichkeiten der sächsischen Kartografiegeschichte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seine Lehrzeit verbrachte er bei seinem späteren Schwager, dem Amsterdamer Kupferstecher und Kartenverleger Gerard Valck, mit dem er seit etwa 1680 zusammenarbeitete. Die Schwerpunkte des gemeinsamen Verlags bildeten zunächst Porträts und topografische Ansichten in Kupferstich und Schabkunst. Später rückte die Fertigung von Landkarten in den Vordergrund. 1694 erwarben sie die Druckplatten für den „Atlas Novus“ des Kartenverlegers Johannes Janssonius, 1695 erhielten S. und Valck ein Druckprivileg der holländischen und westfriesischen Stände für die Publikation von Karten nach Vorlagen Guillaume Sansons. Im „Atlas contractus“ (auch „Atlas minor“), den S.s Sohn Peter II. später fortführte (nach Valcks Tod mit dessen Sohn Leonard), wurden diese und andere Titel zusammengefasst, zu denen auch einige Spezialkarten des mitteldeutschen Raums zählten. Während sich Valck schon früh auf die Herstellung von Globen konzentrierte, widmete sich S. v.a. dem Kartengeschäft. Um 1700 ließ er sich als Globen-, Karten- und Bilderhändler in Leipzig nieder, wo er zu Messezeiten ein Ladengeschäft in Breunickes (später Hohmanns) Hof in der Petersstraße und eine Wohnung im „Krebs“ in der Fleischergasse unterhielt. Nachdem sich bereits im gemeinsamen Verlagsprogramm mit Valck einige Spezialkarten des mitteldeutschen Raums befunden hatten, die auf Vorlagen von Henricus Hondius, Johannes Janssonius und Guillaume Sanson zurückgingen, publizierte S. jetzt ohne Valcks Mitwirkung zunehmend neue Werke, die v.a. für den kursächsischen Absatzmarkt interessant waren. Ab 1702 erschien seine „Hekatompolis“, eine Sammlung von Stadtplänen und Veduten, zu der u.a. Ansichten von Dresden, Leipzig, Merseburg und Weißenfels zählten, ferner verschiedene Prospekte Leipziger Gebäude, die sich später auch im „Atlas Saxonicus Novus“ seines Sohns fanden. 1704 druckte S., noch unter dem Privileg der holländischen und westfriesischen Stände, doch bereits mit dem Titel eines königlich polnischen Kupferstechers (sculptor regis), die erste sächsische Postlandkarte aus der Feder des kursächsischen Oberpostmeisters Johann Jakob Kees. 1705 erschien mit königlich polnischem Privileg eine Karte des Königreichs Ungarn. Sein 1706 herausgebrachtes, Herzog Johann Georg von Sachsen-Weißenfels gewidmetes „Théâtre de Mars“ stand unter polnisch-sächsischem Privileg. Archivarische Quellennachweise für S.s Privilegierungen liegen allerdings nicht vor, und auch das angebliche Generalprivileg Kurfürst Friedrich Augusts I. (König August II. von Polen, der Starke), auf das sich S.s Sohn, Peter II., nach dem Tod des Vaters zu berufen suchte, scheint nie ausgestellt worden zu sein. 1710 erschienen die „Nova Anhaltini principatus tabula“ nach Johann Tobias Schuchart, vermutlich im gleichen Jahr eine Postroutenkarte des Kurfürstentums Brandenburg und seiner Nachbarregionen sowie 1711 eine Karte des polnischen Reichs unter Friedrich August II. (König August III. von Polen) mit einer Nebenkarte der wettinischen Herrschaftsgebiete. Als letzte Tat des Verlegers darf die Aufnahme der Geschäftsbeziehungen mit Adam Friedrich Zürner gelten, die für die Verlagspolitik der folgenden Jahrzehnte von entscheidender Bedeutung wurde. Das Erstlingswerk des großen sächsischen Kartografen, die „Akkurate geographische Delineation der Diözese oder des Amtes Großenhain“, erschien in S.s Todesjahr 1711, nennt als ihren Stecher aber bereits seinen Sohn, Peter II., der die Produktion sächsischer Spezialkarten in der Folgezeit in enger Zusammenarbeit mit Zürner und seiner Schule ausbaute und in seinem 1752 erstmals erschienenen „Atlas Saxonicus Novus“ zusammenfasste.

Schenk, Peter II.

Kupferstecher, Kartenverleger, Bilderhändler

* getauft 15.2.1693 Amsterdam

14.1.1775 Amsterdam

Der Amsterdamer Kupferstecher, Kartenverleger und Bilderhändler S. zählt zu den Schlüsselfiguren der sächsischen Kartografiegeschichte. 1711 übernahm er das Geschäft seines verstorbenen gleichnamigen Vaters, zu dem seit etwa 1700 zu Messezeiten auch eine Niederlassung in Leipzig gehörte. Nachdem schon Peter Schenk I. sein Angebot gezielt um Karten und topografische Ansichten des mitteldeutschen Raums erweitert hatte, setzte sein Sohn diese Schwerpunktbildung fort. Er baute auch das übrige Verlagsprogramm weiter aus, etwa durch den Erwerb der Druckplatten des Amsterdamer Kartenverlegers Nicolas Jansson Visscher II. Neben dem ab 1719 fest in Leipzig ansässigen Johann Georg Schreiber darf S. als bedeutendster Verleger sächsischer Spezialkarten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelten. Sein besonderer Erfolg beruhte auf der zeitweilig engen Kooperation mit Adam Friedrich Zürner und dessen Schule. Wohl noch vom Vater vorbereitet, publizierte S. 1711 das Zürnersche Erstlingswerk, die „Akkurate geographische Delineation der Diözese oder des Amtes Großenhain“, wenig später folgte die Zürnersche Karte des Amts Dresden. 1715 erschienen unter Zürners Namen Karten der Stadt Karlsbad (tschech. Karlovy Vary) und des Ellenbogenschen Kreises sowie der Herrschaft Teplitz (tschech. Teplice). Bis 1720 firmierte S. vereinzelt mit dem Namenzusatz „iunior“ und veröffentlichte in dieser Zeit seinen „Wegweiser durch das ganze Kurfürstentum Sachsen“, einen „Geographischen Entwurf des Amts Leipzig“, eine Karte des Herzogtums Magdeburg mit Halle, den „Geometrischen Generalriss des Stifts Merseburg“ und eine Postroutenkarte, wohl nach der um 1717 bei Moritz Bodenehr in Augsburg produzierten Zürnerschen Postkarte. Dabei knüpfte er an ein vorgebliches „Generalprivileg“ Kurfürst Friedrich Augusts I. (König August II. von Polen, der Starke) für seinen Vater an, das er den kursächsischen Behörden allerdings niemals vorlegen konnte, so dass an dessen Existenz gezweifelt werden muss. Vor 1752 scheint S. auch für seine Person kein landesherrliches Privileg erlangt zu haben, obwohl die bis dahin erschienenen Karten dies mehrfach führten. 1720 befand sich sein Leipziger Geschäftslokal im Rothauptschen Hof, spätestens ab 1745 residierte er wieder (wie schon der Vater) im Hohmannschen Hof in der Petersstraße und nutzte die Wohnung im „Krebs“ in der Fleischergasse. Um 1760 scheint er sich auch außerhalb des Messegeschäfts häufig in Leipzig aufgehalten zu haben, das ab 1752 neben Amsterdam für einige Jahre als Verlagssitz genannt wird. Die Herstellung der Schenkschen Karten und Bilder fand jedoch immer in Amsterdam statt. So oblagen S.s Mutter bis zu ihrem Tod die Herstellung und der Druck der Bildwerke, den Kartendruck besorgten um 1760 S.s Sohn, Peter III., und sein Neffe Leonard Jansson Schenk. Mitte der 1740er-Jahre begann die Hochphase der Zusammenarbeit mit der Zürner-Schule. In dichter Folge publizierte S. seitdem Karten der kursächsischen Kreise und Ämter, die ganz in Zürnerscher Darstellungsmanier gehalten waren und zusammen mit den bereits ab 1711 veröffentlichten sächsischen Spezialkarten in seinem 1752 erstmals erschienenen „Atlas Saxonicus Novus“ zusammengefasst wurden. Den Anstoß hierfür gab, dass das Zürnersche Oevre nach dem Tod des Kartografen (1742) wohl endgültig keiner Geheimhaltung mehr unterlag und einer der größten Konkurrenten S.s, der Augsburger Kartenverleger Matthäus Seutter, Ende 1747 seinerseits um ein Privileg zum Nachstich Zürnerscher Karten nachgesucht hatte, die in der Folgezeit freilich meist als Kopien Schenkscher Werke herauskamen. 1752 erhielt S. ein auf zehn Jahre befristetes kursächsisch-polnisches Privileg für seinen Atlas, für den damals bereits knapp 30 Karten vorlagen. Aufbau und Umfang standen nach Neuauflagen von 1753 und 1757 allerdings erst mit der Ausgabe von 1760 endgültig fest (49 Karten, dazu mehrere Veduten). Als Vorlage des „Atlas Saxonicus Novus“ galten bisher die Ämterkarten Zürners, namentlich von dessen „Atlas Augusteus Saxonicus“. Doch stammten die Entwürfe der Karten S.s zum überwiegenden Teil vom kursächsischen Grenzkondukteur und Geografen Johann Paul Trenckmann aus Geringswalde, dem Sohn von Paul Trenckmann, einem der engsten Mitarbeiter Zürners, nach dessen Vorarbeiten S. bereits um 1740 eine Karte der altenburgischen Ämter erstellt hatte. Beide Trenckmanns waren in der Zürnerschen Darstellungsmanier erfahren, was erklärt, dass die Karten des Schenkschen Atlas schon den Zeitgenossen als Zürnersche Karten galten, ohne im engeren Sinn ein Werk dieses Kartografen zu sein. Nur die vier Karten des Atlas, die Zürner ausdrücklich als ihren Autor nennen, dürfen ihm zugeschrieben werden. Die verbreitete Auffassung, nach der sich S. die Karten des „Atlas Augusteus Saxonicus“ nach Zürners Tod auf unrechten Wegen verschafft und sie ohne Angabe des Urhebers veröffentlich habe, ist eine Legende, die den Verleger unverdient ins Zwielicht setzt. Allerdings geriet S. 1761 ins Visier der kursächsischen Zensur, nachdem er im Auftrag des Grafen Albert Christian Ernst von Schönburg verschiedene Karten der schönburgischen Herrschaften publiziert hatte, die deren staatsrechtliche Stellung aus kurfürstlicher Perspektive verfälschten und dem 1740 geschlossenen schönburgisch-wettinischen Rezess widersprachen. Seine 1762 erloschene Atlaskonzession erhielt der Verleger daher bis zu seinem Tod nicht mehr erneuert, was ihn offenbar wirtschaftlich belastete. Dies hinderte S. allerdings nicht daran, den „Atlas Saxonicus Novus“, der wie kaum ein anderes druckgrafisches Werk die zeitgenössische Topografie Mitteldeutschlands während des 18. Jahrhunderts prägte, 1775 unter Führung des kurfürstlichen Privilegs neu aufzulegen. 1770, nach dem Tod seiner Schwester Maria, übernahm S. auch die Globenproduktion seines schon 1746 verstorbenen Schwagers Leonard Valck. Nach S.s Tod führte sein Sohn, Peter III., die Geschäfte fort und brachte 1781 den „Atlas Saxonicus Novus“ nochmals in einer Neuauflage unter kursächsischem Privileg heraus.