Als Franz Anton Schrämbl 1787 nach Wien kam und seinen Verlag gründete, fand er dort bereits eine konsolidierte und florierende Verlagslandschaft vor. Im Verlauf der vorangegangenen fünfzig Jahre hatten sich viele wirtschaftliche und geistesgeschichtliche Veränderungen ergeben und vor allem hatte sich das österreichische Buchhandels- und Verlagswesen vom deutschen emanzipiert. Mit nicht immer lauteren Mitteln hatten Verleger, Publikum und Staatlichkeit österreichische Produkte protegiert, und Schrämbl setzte diese Linie fort, indem er den Wunsch der Leserschaft nach den Werken der großen, vor allem deutschen, Schriftsteller befriedigte. Eine Vielzahl seiner Verlagsprodukte waren, wie damals nicht unüblich, Nachdrucke, was ihm viel Lob und noch mehr Kritik einbrachte.

Die größten Leistungen des Verlages waren aber der „Große Schrämblische Atlass“, der seinem Herausgeber Ruhm schenkte und ihn in den Konkurs trieb, und unter Schrämbls Nachfolgern die Reihenwerke der besten französischen und italienischen Autoren in Originalsprache, die dem wachsenden Interesse an europäischer Kultur und Literatur entsprachen.

Franz Anton Schrämbl selbst starb bereits 1803, weitergeführt wurde der Verlag von seiner Witwe Johanna mit der Hilfe ihres Bruders, des bekannten Kupferstechers Karl Robert Schindelmayer, und ab 1825 von ihrem Sohn Eduard Schrämbl. 1839 endete die Geschichte des Verlages und die der Familie, da alle sieben Kinder Johanna und Franz Anton Schrämbls kinderlos starben.

Der Verlag Schrämbl konnte unter den wirklich großen Verlagen seiner Zeit, wie Johann Thomas von Trattner, Vinzenz Degen, Rudolph Gräffer, Carl Gerold und später Johann Baptist Wallishausser, nicht herausragen, konnte sich aber mit seinem vielfältigen Programm, welches sich eher auf naturkundliche und wissenschaftliche als auf belletristische Werke spezialisierte, durchaus behaupten, und die Liste der Verlagswerke gibt einen interessanten und repräsentativen Einblick in das Schaffen des durchschnittlichen Verlegers des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

(Ursula Kohlmaier)