Am 15. August 1679 wurde Adam Friedrich Zürner in Marieney (Kreis Oelsnitz) geboren. Auch heute noch zählt er zu den bedeutendsten Kartographen.

Ohne den großen Fleiß und die landvermesserischen Fähigkeiten des deutschen „Geographus Regius“ Adam Friedrich Zürner wäre die Postgeschichte sicherlich nicht um diese bemerkenswerten Kulturdenkmäler bereichert worden, von denen rund 160 kursächsische Postmeilensäulen ganz oder teilweise erhalten geblieben sind.

Adam Friedrich war das zehnte Kind des Ortspfarrers Zürner aus Marieney. Dem väterlichen Willen gehorchend wurde Zürner Junior ebenfalls Geistlicher. Nach dem Besuch der Plauener Lateinschule absolvierte er ein Theologiestudium an der Universität Leipzig, das er in Hamburg abschloss. Nebenher erwarb er sich umfangreiche Kenntnisse in Geometrie und Feldmesskunst. Ab Ende 1705, nach seinem Studienabschluss, wirkte Zürner seelsorgerisch als Pfarrer in Skassa bei Großenhain. Aber seine Liebe zur Geographie und Kartographie war stärker. 1711 gab er eine Karte der Diözesen Dresden und Großenhain heraus, die er auch dem kurfürstlichen sächsischen Landesherrn vorlegte. Mit dieser Leistung weckte er die Aufmerksamkeit August des Starken, der ihm im April 1713 den Auftrag erteilte, das gesamte Kurfürstentum Sachsen kartographisch zu erfassen. Seit 1716 als „Kurfürstlich Sächsischer und Königlich Polnischer Geograph“ und ab 1721 als „Land- und Grenzcommissarius“ reiste Zürner kreuz und quer durch Sachsen. Mit der Vergütung für die Vermessungsarbeiten war August der Starke allerdings nicht so großzügig wie mit der Titelvergabe. Für jeden kartographierten Ort erhielt Zürner anfangs die dürftige Summe von sechs Groschen. Bei den Straßenvermessungen benutzte Zürner einen von ihm konstruierten „Geometrischen Wagen“, dessen Hinterrad bei jeder Umdrehung genau eine Rute (= 4,53 Meter) zurücklegte. 2 000 Ruten ergaben eine kursächsische Meile. Das entspricht heute 9,062 Kilometern. Zwei Stunden benötigte die Postkutsche für eine Meile. Nach sieben Jahren hatte er die „Neue Chursächsische Post-Charte“ fertig gestellt. Zürner, der 1722 den geistlichen Stand verließ und nach Dresden überwechselte, unterbreitete dem Kurfürsten eine Reihe von Vorschlägen zur Verbesserung des Straßenwesens. Außerdem setzte er durch, dass ab 1722 an allen Poststraßen steinerne Säulen in Form von Distanz-, Meilen- und Halbmeilensäulen sowie Viertelmeilensteine zur Entfernungsangabe aufgestellt und Bäume gepflanzt wurden. Die Finanzierung der Postmeilensäulen löste August der Starke auf die übliche landesväterliche Weise, indem die Städte- und Gemeindeverwaltungen in ihre ohnehin fast leeren Kassen greifen mussten. Zur Unterstützung der Postverbindung zwischen Sachsen und Polen verfasste Zürner 1738 eine „Kurze Anleitung zur gewöhnlichen Reise von Dresden nach Warschau“. Seine beiden bedeutsamsten kartographischen Werke sind jedoch die erwähnte „Neue Chursächsische Post-Charte“, um 1719 auf 16 Blättern zusammengestellt erschienen, und der 40 General- und 40 Spezialkarten umfassende „Atlas Augusteus der Chursächsischen Lande“ („Der Große Atlas von Sachsen“). Adam Friedrich Zürner starb am 21. Dezember 1747 in Dresden als einer der namhaftesten Kartographen.

(Gerhard Weinreich)