Veränderungen im Kartenbild von 1550 -1628

Die erste selbständige Landkarte der Eifel stammt aus dem Jahre 1550. Sie erschien in der Kosmographie von Sebastian Münster, Verleger war Heinrich Petri in Basel. Die Karte wurde bis 1628 für mindestens 50.000 Exemplare der Kosmographie gedruckt, über einen Zeitraum von 78 Jahren. Das beanspruchte den Druckstock erheblich. Vergleicht man Kartenbilder verschiedener Ausgaben der Kosmographie, so stellt man deutliche Unterschiede fest. Ergebnisse eines Vergleichs von Karten aus den Jahren zwischen 1550 und 1628 werden hier vorgestellt. Die festgestellten Unterschiede ermöglichen, eine undatierte Karte zumindest näherungsweise zeitlich einzuordnen. Dies wird an einem Beispiel gezeigt: Das Alter der Eifelkarte aus der Kosmographie, die sich im Besitz des Eifelvereins befindet, konnte auf diese Weise recht zutreffend bestimmt werden.

Die Kosmographie

Sebastian Münster

Sebastian Münster wurde 1488 in Ingelheim am Rhein geboren, gestorben ist er 1552 in Basel. Er wirkte als Professor für Hebraistik und Theologie in Heidelberg und Basel, zudem war er einer der bedeutendsten Kosmographen seiner Zeit und Verfasser verschiedener geographischer Schriften. Die Kosmographie gilt als sein Hauptwerk.

Schon früh, wohl etwa um 1524, entschloss er sich, „eine Beschreibung der ganzen Welt mit allem, was darinnen ist“, zu verfassen. An ihrer Vorbereitung arbeitete er etwa 20 Jahre. Fürsten, Städte und Gelehrte lieferten Beiträge zu Karten und Landschaftsbeschreibungen. Die erste Ausgabe der Kosmographie erschien schließlich 1544. Bis 1628 erschien das Werk in 36 Ausgaben: 21 Ausgaben in deutscher und 5 in lateinischer Sprache, dazu 6 in französischer, 3 in italienischer und 1 in tschechischer Sprache (Burmeister, 1963).

Zunächst trugen alle Ausgaben von 1544 bis 1548 und von 1615 bis 1628 den lateinischen Haupttitel „Cosmographia“, für die Ausgaben von 1550 bis 1614 wurde der deutsche Titel „Cosmographei“ oder „Cosmographey“ benutzt.

Das Werk bietet die Grundlagen aus Geschichte und Geographie, Astronomie und Naturwissenschaften sowie Landes- und Volkskunde nach dem damaligen Wissensstand. Es ist mit zahlreichen Karten, Stadtplänen und Ansichten ausgestattet. Münster legte damit die erste wissenschaftliche und zugleich allgemein verständliche Weltbeschreibung in deutscher Sprache vor.

Erst die fünfte Auflage aus dem Jahre 1550, noch zu Lebzeiten Münsters, enthielt die Landkarte der Eifel. Die in dieser Karte enthaltenen Informationen stammen nicht von Münster selbst. Zwar hat er den rheinischen Raum bereist, die Eifel kannte er aber wohl nicht aus eigener Anschauung.

Seine Hauptinformationsquellen für den kurtrierischen Raum waren der Landesherr, Kurfürst und Erzbischof von Trier Johann V. von Isenburg, und der Trierer Arzt Simon Reichwein (Meurer, 1996).

Die im Buch III der Kosmographie über das „Teutsche Land“ enthaltene Beschreibung der Eifel sowie die dazugehörige Karte gehen auf Reichwein zurück. Reichwein hat Münster mit Informationen über die Region versorgt: zu Ackerbau, Viehzucht und zu den Bodenschätzen. Er hat ihm die Städte, Dörfer, Burgen und Klöster benannt. In der Kosmographie ist die Eifel so beschrieben:

„Wiewol diß ein trefflich, rwch und birgig land ist, stossend an den Hunesruck und an das Lützelburger land, hat es doch gott nit onbegabet gelassen, der dann einem ieden land etwas gibt, darvon sich die ynwoner mögen betragen und erneren. Zu Bertrig ist ein warm bad, den krancken heilsam, ligt anderhalb meil von der Mosel. Onferr von der Graveschafft Manderßheit in den herrschafften Keila, Cronenberg und Sleida im thal Hellental macht man fürbündig gut schmid eisen, man geußt auch eysenn öfen, die ins Oberland, als Schwaben und Francken verkaufft werden. Item zwen namhafftiger seen seind in der Eyfel, einer bei dem schloß Ulmen, und ein ander bey dem closter zum Laich, die seind seer tieff, haben kein ynfluß aber vil außflüß, die nennet man Marh und seind fischreich. In dem zu Laich findt man stein, grün, gel und rotfarb gleich den bösen Smaragden und Hyacincten. Im Marh zu Ulmen ist ein fisch wie den vil gesehen habenn, auf dreissig schuch lang, und ein ander uff 12 schuch lang, die haben Hecht gestalt. Und so sie sich lassen sehen, stirbt gewißlich ein gan erb des hauses Ulmen, es sey man oder frauw, ist offt bewert und erfaren worden. Dise Marh ligen gemeinlich auff hohen bergen. Man hat das zu Ulmen wöllen ersuchen in seiner tiffe, und nach dem man das blei 300 clafftern tieff hinab gelassen hat, hat man kein grund mögen finden. In der rechten Eyfeln ist ein rwher boden von wälden, und do wenig mere dann habern wechßt, aber gegen dem Rhein und gegen der Mosel ist es fruchtbar. Umb die statt Mäyen die Trierisch ist, erzeigen sich gut sylber Bergwerck, werdenn aber durch ongeschicklichkeit der bauwren verwarloset und kommen in abgang. Der herrschafft halb so in der Eyfel ist, soltu wissen das sie fast halber Lützelburgisch und Trierisch ist, doch der merer theil Lützelburgisch. Darin wonen die Grave von Arburg, Firnenberg, Manderßheit, item Freyherren von Ryfferßheit, die herren von Rulingen, die herren von Rineck. Die graveschafft von Vianden hat der grave von Nassaw zu Dillenburg. Darin ligt die statt S. Veit und die statt Bastenach die doch Lützelburgisch ist. Der Eyffler hantierung ist fast mit rind viech, honig und wachs. Das vieh kompt fast auß dem land bey Bastenach, heißt das Oeßling und der groß wald genant Ardenner wald, darin S. Ruprecht das groß closter ligt. Es schreibt von disem land doctor Simon Richwein, der es wol durchfaren und besichtiget hat also. Diß land ist von natur ongeschlacht, rwch von bergen und tälern, kalt und mit ongestümen regen vil überschütt, aber wässer und bronnen halb gar lustig. Die ynwoner seind gar arbeitsam, haben sinnreiche köpff wo sie geübt werden, aber sie hangen an dem ackerbaw und warten des viechs. Es hat diß land gar wyß viech und vil milch und molcken. Es hat mer fisch dann wilpret, bringt auch frucht für sich gnug, ußgenommen do es so gar rwch ist bringt es zimlich habern aber wenig anderer fruchten. Umb Manderscheid und Gerardstein möcht es zu sommer Zeiten verglichen werden Italie seiner summer früchten halb, dann es bringt Melonen, cucumern, krausen Lattich und der gleichen welschen früchten. In der herschafften Sleida, Cronenberg und Kieln seind eysen ertz, do man die ysen öfen auß geüßt. „

Deutsche Fassung nach Cosmographey, Basel 1550, S. 604 und 606, nach Meurer.

Die Landkarte „Eyfalia“

Dem Text ist die Karte beigegeben. Sie ist die erste selbständige Landkarte der Eifel. Darin liegt ihre besondere Bedeutung.

Sie erscheint ohne Titel, im Zentrum des Kartenbildes wird sie als „Eyfalia“ bezeichnet.

Die Karte übt auf den heutigen Betrachter eine besondere Faszination aus, insbesondere, wenn er selbst der Eifel verbunden ist. Auf den ersten Blick, weil sie so fremd wirkt. Beim näheren Betrachten, weil man so viel Vertrautes in ihr findet.

Fremd wirkt sie zunächst einmal, weil alles auf dem Kopf steht, sie ist „gesüdet“. Süden ist also oben auf der Karte, der Rhein fließt links von oben nach unten, rechts findet man Luxemburg und unten die südlichen Niederlande. Die Flüsse sind weniger an ihrem Verlauf zu erkennen als vielmehr an den dort liegenden Ortschaften und an ihrer Anordnung als Nebenflüsse von Rhein, Nahe, Mosel und Maas.

Fasziniert ist man vom Detailreichtum; mehr als 160 geographische Bezeichnungen kann man ausmachen, meist in latinisierter Form, dem damaligen Gelehrtengeschmack entsprechend:

Aar fl.  —  AhrErft  —  Erft (nicht benannt)Nuesium – Nüs  —  Neuss
Aersium  —  Enzen ? oder Erp?Erincum  —  EhrangNümagen  —  Neumagen
Altenarium  —  AltenahrGelbis fl.  —  KyllPfaltz  —  Pfalzel
Andernach  —  AndernachGeldriae Regio  —  GelderlandPlankenburg  —  Stadt Blankenberg
Antoniana  —  Kloster Tönnisstein ?Geleen fl.  —  tatsächlich: RurPrys – Preis  —  Bad Breisig
Aquisgranum  —  AachenGerardstein  —  GerolsteinReiferßhetum  —  Reifferscheid
Arburg  —  Burg ArembergGlan  —  Glan (nicht benannt)Ringöw  —  Rheingau
Arduenna Sylva  —  ArdennenGuel fl.  —  GöhlRinmagen  —  Remagen
Arnstein  —  Kloster ArnsteinGulch – luliacum  —  JülichRodenkirch  —  Rodenkirchen
Bachrach  —  BacharachHa(e)ffenburgum  —  SaffenburgRomsteinium  —  Burg Ramstein
Berncastel  —  BernkastelHahnenbach  —  Hahnenbach (nicht benannt)S. Gewer  —  Sankt Goar
Bertricum thermae  —  Bad BertrichHartelstein  —  Burg HartelsteinSantomasium  —  St. Thomas
Bidburg  —  BitburgHasbania  —  Hesbaye (franz.) bzw. Haspengouw (ndl.)Sar fl.  —  Saar
Binge   —  BingenHelfenstein  —  Burg Helfenstein / EhrenbreitsteinScarpillicum  —  Scharfbillig
Blanckenheimium comitatus  —  Grafschaft BlankenheimHelles Septem officinae minerae ferrariae  —  Hellenthal (sieben Eisenwerke von Hellenthal)Schoenbergum  —  Schoenberg / Belgien
Bonna  —  BonnHerstein  —  HersteinSchoenecum  —  Schönecken
Bopart  —  BoppardHildesheimium  —  HillesheimSchöneck  —  Burg Schöneck
Broil  —  BrühlHospital  —  Kloster HelenenbergSein  —  Grafschaft Sayn
Brubach  —  BraubachHunes Ruck  —  HunsrückSenfeld  —  Seinsfeld
Cardena  —  KardenHymerodum abb.  —  Abtei HimmerodSenheim  —  Senheim
Castelburg  —  Die KasselburgIcker fl.  —  JekerSieg  —  Sieg (nicht benannt)
Caster  —  Kaster  (Ortsteil der Stadt Bedburg)Ingelheim  —  IngelheimSiemern  —  Simmern
Cell  —  ZellKatzenelbogen  —  Grafschaft KatzenelnbogenSinsichium  —  Sinzig
Clusum  —  KlausenKeiserswird  —  KaiserswerthSitart  —  Sittard
Cobern  —  KobernKelburgum  —  KyllburgSleida  —  Schleiden
Cocheim  —  CochemKempen  —  KempenichSmyddum  —  Schmidtheim
Cöln – Colonia  —  KölnKerpen  —  KerpenSobornum  —  Sobernheim
Confluentia  —  KoblenzKestelun  —  KastellaunSpanheim  —  Sponheim
Cornelij monasterium  —  KornelimünsterKirchburg  —  KirchbergSpringenburgum abb.  —  Kloster Springiersbach
Cronenburg  —  KronenburgKirnburg  —  KirnStabuletum  —  Stavelot
Croue  —  KrövLacus abb. zum Laich  —  Maria LaachStei(n)feldium abb.  —  Kloster Steinfeld
Crutznach  —  Bad KreuznachLechenecum  —  LechenichStub  —  Kloster Stuben
Cusa  —  KuesLeodium – Lütich  —  LüttichSulgium  —  Zülpich
Dalem  —  DalhemLesingum  —  LissingenSunds  —  Zons
Densbornium  —  DensbornLesura fl.  —  LieserSyburg  —  Siegburg
Der Hairich  —  untergegangener GaunameLimburg  —  LimbourgSylua luliacensis  —  Ville
Der Rhin, Rhenus fl., Rhen(o)  —  RheinLintz  —  LinzTraiectum – Mastrich  —  Maastricht
Diffenbachium  —  Diefenbach (bei Schleiden)Lon fl.  —  LahnTrarbach  —  Trarbach
Dollendorf  —  DollendorfLonstein  —  LahnsteinTrier  —  Trier
Drymbornium  —  Dreiborn (bei Schleiden)Malbergum  —  MalbergTungri  —  Tongeren
Ducatus Lutzenburgensis  —  Herzogtum LuxemburgMandersheitum  —  ManderscheidTütsth  – Teutsch  —  Deutz
Dünnbach  —  Dünnbach (nicht benannt)Meienfeld  —  MaifeldUlmum lacus in quo piscis magnus spectatus aliquando  —  Ulmener Maar
Dunum  —  DaunMeium  —  MayenValckenburg  —  Valkenburg
Dürne fl.  —  DhünnMergenburk  —  Kloster Marienburg bei KaimtVeldenz  —  Veldenz
Durum – Deuwern  —  DürenMolei  —  Mulay bei Reil, heute WüstungVitelliacum  —  Wittlich
Düssel  —  Düssel (nicht benannt)Monasterium oppidum  —  MünstereifelVpen  —  Eupen
Düsseldorff  —  DüsseldorfMongaium  —  MonschauWaldeck  —  Burg Waldeck
(E)schium  —  EschMonreal  —  MonrealWelspillicum  —  Welschbillig
Eberstein  —  ObersteinMorlebachium  —  MürlenbachWeset  —  Visé
Eberswald  —  Herrschaft EberswaldMosa  —  MaasWesterwald  —  Westerwald
Ellerbach  —  Ellerbach (nicht benannt)Mosel fl.  —  MoselWiddenburgum  —  Wildenburg
Eltz  —  Burg EltzNah fl.  —  NaheWirneburgum comitatus  —  Grafschaft Virneburg
Enckrich  —  EnkirchNass(aw)  —  Grafschaft NassauYderw(ald)  —  Idarwald
Engers  —  EngersNideck  —  Nideggen 
Tabelle 1 : Verzeichnis der in der Karte vorkommenden geographischen Bezeichnungen

Diese Karte erhebt keinen wissenschaftlich kartographischen Anspruch: sie basiert nicht auf Vermessungen, sie dient vielmehr der bildhaften Veranschaulichung des Textes. Sie wird in den folgenden Ausgaben der Kosmographie bis 1628 immer wieder vom gleichen Druckstock gedruckt, dies ist wegen ihrer Zweckbestimmung als bildhafte Darstellung des begleitenden Textes vertretbar. In der Zwischenzeit sind längst wissenschaftlich anspruchsvollere Landkarten erschienen: 1555 erscheint die große Rheinlaufkarte von Caspar Vopel im Maßstab 1:600.000 , sie stellt die Eifel detailliert dar; das gilt auch für die Rheinlaufkarten, die Christian Sgrooten seinem Atlas Brüssel (1573) und dem Atlas Madrid (1592) beigibt, und für die Rheinlaufkarte von Theodor de Bry (1594).

Münsters Eyfalia enthält einige augenfällige, sachliche Fehler: Senheim liegt tatsächlich zwischen Cochem und dem Kloster Stuben, auf der Karte liegt es in Richtung Koblenz. Eschium = Esch ist als schium bezeichnet. Die Saffenburg = Haeffnburgum müsste Haffenburgum heißen. Die beiden letztgenannten Fehler werden in der folgenden Ausgabe von 1552 korrigiert. Die Rur wird fälschlicherweise als Geleen fl. bezeichnet: nach Länge und Verlauf des Flusses über Nideggen und Jülich handelt es sich zweifellos um die in Roermond in die Maas mündende Rur. Bezeichnet ist hier aber der bei Sittard in die Maas mündende Geleenbach. Schließlich sind Schleiden, Kloster Steinfeld, Dreiborn und Monschau deutlich zu weit nach Norden verlegt. Anzumerken ist ohnehin, dass die in kleinen Lettern rund um den Kartentitel „Eyfalia“ gelisteten Orte mehr oder weniger lagefern genannt sind.

Die Karte ist als Holzschnitt gedruckt. Ihre Maße betragen 24,8 cm (Höhe) x 15,7 cm (Breite), der berechnete durchschnittliche Maßstab beträgt ca. 1:1.000.000. Sie bildet das Gebiet von Sittard (N), Siegburg (O), Bad Kreuznach (S) und Lüttich (W) ab.

Sachliche Fehler bzw. Veränderungen gegenüber der ersten Ausgabe von 1550 sind in den folgenden Karten farblich gekennzeichnet:

Abb. 2: Eyfalia 1552

Lila markiert sachliche Fehler: Die Lage von Senheim und die Bezeichnung der Rur (Geleen fl.). Später auch Kloster Steinfeld (Steifeldium abb.). Grün markiert Veränderungen: Eschium und Haffenburgum wurden korrigiert. (Abb. 2). Rot markiert fehlende Ortsbezeichnungen. Gelbe Markierungen sind für die Altersbestimmung besonders interessant, sie markieren die Abnutzung der Stege.

Der Holzschnitt

Der Holzschnitt ist ein Hochdruckverfahren. Zur Herstellung des Druckstocks verwendete man meist ein aus der Länge eines Birnbaumes, einer Eiche oder Eibe geschnittenes Brett von etwa 2 cm Dicke. Auf die geglättete Oberfläche wurde vom Zeichner oder „Reißer“ das Kartenbild seitenverkehrt aufkopiert. Der Formschneider fertigte dann mit scharfen Messern, Hohleisen und Geißfuss eine Druckform, indem er alles, was keine Druckfarbe erhalten sollte, wegschnitt und nur die Linien als sogenannte Stege erhöht stehen ließ. Die verbliebenen, erhabenen Stellen wurden eingefärbt und von Hand oder mit Hilfe einer Presse auf Papier gedruckt, dabei entstand ein seitenverkehrter Abdruck.

Auf der Eyfalia sind die verbliebenen, erhabenen Stellen die Flussläufe (Rhein, Nahe, Mosel, Maas und deren Nebenflüsse), Gebirge und Waldgebiete, teilweise als „Maulwurfshügel“ oder Einzelbäume dargestellt (Eberswald, Idarwald, Westerwald, Ville u.a.), sowie die Signaturen der Ortschaften. Die Ortsnamen selbst wurden als einzelne Lettern in Blei gegossen und in Aussparungen in den Holzblock eingesetzt und dort verkittet. Das gilt insbesondere für die Orte entlang den Flüssen. Für die in kleineren Lettern gedruckten Orte um den Titel „Eyfalia“ herum wurden statt Einzellettern Typenplatten verwendet.

Es ist leicht einsichtig, dass die Technik der in Blei gegossenen, in Aussparungen verkitteten Lettern und Typenplatten insbesondere bei hoher Beanspruchung sehr anfällig war.

Veränderungen im Kartenbild

Die Eifelkarte erschien zwischen 1550 und 1628 in 31 Ausgaben der Kosmographie. Man kann davon ausgehen, dass sie in diesem Zeitraum etwa 50.000 Mal gedruckt wurde.

Abb. 3: Eyfalia 1553

Diese Beanspruchung hat auf den gedruckten Karten ihre Spuren hinterlassen. Diese Spuren sieht man insbesondere bei den Ortsnamen: Kitt löste sich, einzelne Buchstaben fielen heraus, auch ganze Namen, sie wurden ersetzt, dann oft in anderer Schrifttype, wurden vereinzelt auch an falscher Stelle wieder eingesetzt. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Varianten der Karte (vgl. hierzu auch Horn, 1950).

Gegenüber der Karte von 1552 erkennt man 1553 im Bereich der Ahr eine Reihe von Veränderungen (Abb. 3 ). Die Lage der Ortsbezeichnungen von Remagen und Altenahr ist verändert. Die Lettern müssen bereits zu dieser Zeit herausgefallen und neu eingesetzt worden sein. Die Ortsbezeichnungen von Sinzig und Linz fehlen und wurden nicht ersetzt. Die Rur ist jetzt zusätzlich im Bereich des Oberlaufs als Maas (Mosa) bezeichnet. An der Maas, westlich von Lüttich, ist bereits eine erste Abnutzung eines Steges zu erkennen.

1561 ist die Abnutzung bereits deutlich fortgeschritten (Abb. 4). Zwar wurden Sinzig und Linz jetzt ersetzt, dafür fehlt eine ganze Reihe anderer Ortsnamen, unter anderem auch Trier.

Abb. 4: Eyfalia 1561

Auffällig ist, dass Ingelheim in der tatsächlichen Lage am Rheinbogen fehlt, aber am Niederrhein an Stelle von Kaiserswerth bezeichnet ist. Kloster Steinfeld ist irrtümlich als Steifeldium abb. bezeichnet.

Es wird deutlich, dass bei dieser Karte nicht mit der nötigen Sorgfalt wie bei den doppelseitigen Landkarten der Kosmographie gearbeitet wurde. Zeit- und Kostendruck mögen hier eine Rolle gespielt haben wie auch der Rang der Karte als lediglich dem begleitenden Text beigegebene bildhafte Darstellung der Eifel.

Die Stege der Ahr bei Sinzig und des Rheins bei Andernach weisen erste Unterbrechungen auf.

Abb. 5: Eyfalia 1578

Der Zustand der Landkarte von 1578 (Abb. 5) ist kritisch, sie ist eigentlich nur noch ein Fragment der ursprünglichen Karte von 1550. Insbesondere an den Flüssen Rhein und Mosel sind die Lettern der Ortsnamen weitgehend herausgefallen und wurden nicht ersetzt. Eine grundlegende Ergänzung ist notwendig, sie erfolgt mit der nächsten Auflage im Jahre 1588.

Abb. 6: Eyfalia 1588

Mit der Auflage 1588 (Abb. 6) erhielt die Kosmographie einen kompletten neuen Satz an doppelseitigen Karten (Meurer, 1993). Die Druckstöcke waren nach mehr als vierzig Jahren weitgehend abgenutzt, und die Karten waren wissenschaftlich veraltet. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch die „Eyfalia“ ergänzt. Die fehlenden Ortsbezeichnungen wurden, mit Ausnahme von Hasbania, vollständig durch jetzt kleinere Lettern ersetzt. Bad Breisig wird jetzt als „Preis“ bezeichnet (vorher „Prys“). Deutz heißt jetzt „Teutsch“ (vorher „Tütsth“). Kaiserswerth ist wieder zutreffend bezeichnet. Der Druckstock selbst wurde nicht erneuert, die Schäden an den Stegen wurden nicht behoben. Auch die Flussläufe von Lieser, Rur und Göhl weisen jetzt Schäden auf, der Oberlauf der Ahr ist weggebrochen.

Mit der Auflage 1588 (Abb. 6) erhielt die Kosmographie einen kompletten neuen Satz an doppelseitigen Karten (Meurer, 1993). Die Druckstöcke waren nach mehr als vierzig Jahren weitgehend abgenutzt, und die Karten waren wissenschaftlich veraltet. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch die „Eyfalia“ ergänzt. Die fehlenden Ortsbezeichnungen wurden, mit Ausnahme von Hasbania, vollständig durch jetzt kleinere Lettern ersetzt. Bad Breisig wird jetzt als „Preis“ bezeichnet (vorher „Prys“). Deutz heißt jetzt „Teutsch“ (vorher „Tütsth“). Kaiserswerth ist wieder zutreffend bezeichnet. Der Druckstock selbst wurde nicht erneuert, die Schäden an den Stegen wurden nicht behoben. Auch die Flussläufe von Lieser, Rur und Göhl weisen jetzt Schäden auf, der Oberlauf der Ahr ist weggebrochen.

Abb: 7: Eyfalia 1598

Der Abnutzungsprozess setzte sich mit den folgenden Auflagen (1598 (Abb. 7) und 1614) fort. Die Ahr ist weitgehend weggebrochen, die Mosel bei Trarbach ist stark unterbrochen, bei Cochem zeigt sich der Beginn der Abnutzung.

Bei beiden Ausgaben fällt unter anderem besonders auf, dass an Stelle von Kirchberg für den herausgefallenen Ortsnamen ein Kreuz gesetzt und der Ortsname „Kirchburg“ außerhalb des Kartenrandes gedruckt wurde.

Das verstärkt den bereits erwähnten Eindruck, dass beim Druck dieser Karte mit geringer Sorgfalt vorgegangen wurde.

Abb. 8: Eyfalia 1628

Die Eyfalia von 1628 (Abbildung 8) markiert den Endzustand der Karte. Es ist augenfällig, dass nur noch ein geringer Teil der Ortsbezeichnungen in der ursprünglichen Form von 1550 erhalten geblieben ist. Dies sind im Wesentlichen diejenigen von den Typenplatten im Bereich des Titels Eyfalia und einige andere. Gegenüber der grundlegend erneuerten Karte von 1588 fehlt ein erheblicher Teil an Ortsnamen, insbesondere im Bereich südlich der Mosel.

Der Steg der Sieg ist weitgehend unterbrochen, auch die Mosel bei Cochem ist stark zerstört.

Die Abnutzung des Reliefs

Die Abbildungen der Eyfalia aus verschiedenen Jahren haben gezeigt, dass Ortsbezeichnungen in einer Auflage fehlen, danach ergänzt werden und in der folgenden Auflage wieder fehlen. Das Vorhandensein oder Fehlen einer Ortsbezeichnung ist allerdings noch kein sicheres Indiz dafür, das Alter einer Karte einigermaßen sicher einzuschätzen. Der Zustand des Reliefs im Holzblock kann bei der Altersbestimmung hilfreich sein, insbesondere der Zustand der Flüsse. Aus deren Abnutzung kann man eine ganz gute Näherung erhalten, aus welcher Zeit eine gegebene „Eyfalia“-Karte stammt.

Wie gezeigt wurde, beginnt der Prozess der Abnutzung bereits 1553, schon 3 Jahre nach dem ersten Erscheinen der Eyfalia, an der Maas. Er setzt sich um 1561 an der Ahr bei Sinzig und am Rhein bei Andernach fort. 1588 zeigen sich weitere Abnutzungen an Lieser, Ahr, Rur und Göhl. 1598 ist die Mosel bei Trarbach stark und bei Cochem geringer abgenutzt, die Ahr ist weitgehend weggebrochen. 1628 schließlich ist die Sieg weitgehend herausgebrochen, auch die Mosel bei Cochem ist stark unterbrochen.

Datierung der Eyfalia aus der Kosmographie des Eifelvereins

Abb. 9: Eyfalia 1556

Der Eifelverein und der Geschichts- und Altertumsverein (Mayen) unterhalten gemeinsam eine landes- und heimatkundliche Fachbücherei auf der Genovevaburg in Mayen. Zu den Schätzen dieser Bibliothek gehört eine Kosmographie von Sebastian Münster. Das herrliche alte Buch ist restauriert, leider fehlen einzelne Blätter, darunter auch das Deckblatt, aus dem sich das Erscheinungsjahr ergeben könnte. Auf Seite 605 findet man die Eyfalia (Abb. 9).

Die bis hierhin gewonnenen Erkenntnisse sollen nun genutzt werden, diese undatierte Landkarte und damit die Kosmographie zeitlich einzuordnen.

Die Karte ist in einem sehr guten, noch weitgehend ursprünglichen Zustand. Es sind noch alle Ortsbezeichnungen der ersten Landkarten-Ausgabe von 1550 enthalten. Die beiden fehlerhaften Bezeichnungen der Ausgabe von 1550, „schium“ statt Eschium = Esch und „Haeffnburgum“ statt Haffenburgum= Saffenburg sind korrigiert, es muss sich also um eine Ausgabe ab 1552 handeln. Die Rur ist am Oberlauf irrtümlich als „Mosa“=Maas bezeichnet, d.h. die Karte kann erst ab 1553 erschienen sein. Kaiserswerth ist noch zutreffend bezeichnet, die Karte ist also vor 1561 zu datieren. Es fällt auf, dass die Lage der Ortsbezeichnungen von Remagen und Altenahr gegenüber der Ausgabe von 1552 verändert ist. An der Maas, westlich von Lüttich, ist bereits eine erste Abnutzung eines Steges zu erkennen.

Diese Charakteristika decken sich mit denen der zuvor vorgestellten Karte von 1553, die zudem auch die Seitenzahl 605 trägt. Allerdings fehlen bei dieser Karte die Ortsbezeichnungen von Sinzig und Linz, sie sind auf der Karte des Eifelvereins wieder enthalten. Unsere Karte muss demnach nach 1553 gedruckt worden sein.

Dieser Befund sowie die Erkenntnis, dass die Ausgaben der Kosmographie der Jahre 1550, 1553, 1556 und 1558 die gleiche Seitennummerierung aufweisen (Ruland), führen zu dem Schluss, dass unsere Karte aus den Jahren 1556 oder 1558 stammen muss. Ein Vergleich der Rückseiten aus diesen beiden Jahren ergibt schließlich: die Kosmographie aus der Fachbücherei auf der Genovevaburg in Mayen stammt aus dem Jahre 1556.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen: Sebastian Münsters „Eyfalia“ ist die erste selbständige Landkarte der Eifel. Sie wurde für die Kosmographie von 1550 – 1628 in mindestens 50.000 Exemplaren gedruckt. Sie ist dem Text zur Eifel bildhaft veranschaulichend beigegeben, sie erhebt keinen wissenschaftlich kartographischen Anspruch. Die hohe Auflage beanspruchte den Druckstock erheblich. Erste textliche Veränderungen sind schon in der Ausgabe von 1552 auszumachen. Bereits in der Ausgabe von 1553 fehlen Ortsbezeichnungen, die in Blei gegossenen und in Aussparungen in den Holzblock verkitteten Lettern haben sich gelöst. Dieser Prozess setzt sich in den Folgejahren erheblich fort. Bereits ab 1553 sind auch im Holzrelief des Druckstocks Abnutzungen erkennbar. Zunächst bei der Maas, dann auch bei Rhein und Ahr (1561), ab 1588 auch an Lieser, Rur und Göhl, ab 1598 zunehmend an der Mosel und schließlich bei der Lahn (1628). Dieser Prozess der Abnutzung führte über den Zeitraum von 78 Jahren zu einer Vielzahl von Varianten der Eifelkarte.

Literaturhinweise

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BURMEISTER, KARL HEINZ: Sebastian Münster – Versuch eines biographischen Gesamtbildes. Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Band 91, Basel und Stuttgart 1963

BURMEISTER, KARL HEINZ: Sebastian Münster und seine Bedeutung. In: Stadt Ingelheim (Hrsg.): Sebastian Münster. Katalog zur Ausstellung aus Anlaß des 500. Geburtstages am 20. Januar 1988 im Museum – Altes Rathaus Ingelheim am Rhein, S. 52 ff

Hantzsch, Viktor: Sebastian Münster – Leben, Werk, wissenschaftliche Bedeutung. Leipzig 1898

Hellwig, Fritz und Werner, Kristine: Mittelrhein und Moselland im Bild alter Karten. Katalog zur Ausstellung des Landeshauptarchivs Koblenz 1985. Koblenz, Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, 1985, Nr. 7

HORN, WERNER: Sebastian Münster’s Map of Prussia and the Variants of it. In: Imago Mundi, Vol. 7. (1950), S. 66-73.

MERTES, Alois: Sebastian Münsters erste Eifelbeschreibung. In: Eifeljahrbuch (Jg. 1974), S. 129-134

Meurer, Peter H: Der kurtrierische Beitrag zum Kosmographie-Projekt Sebastian Münsters. In: Kurtrierisches Jahrbuch – 35 (1995), S. 189-225

Meurer, Peter H.: Der neue Kartensatz von 1588 in der Kosmographie Sebastian Münsters. In: Cartographica Helvetica, Vol.7-8 (1993), S. 11-20

MEURER, Peter H.: Sebastian Münsters Karte der Eifel in quellenkundlicher Sicht. In: Friedhelm Burgard u.a. (Hrsg.), Liber Amicorum necnon et amicarum für Alfred Heit. Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte und geschichtlichen Landeskunde (Trierer Historische Forschungen 28), Trier 1996, S. 517-526

Niewodniczanski, Thomas: Ausstellungskatalog Imago Germaniae, Deutschland und die Eifel in Karten aus sechs Jahrhunderten aus der Collection Niewodniczanski; Katalog zur Ausstellung in der Kreissparkasse Prüm vom 29.03. – 30.04.1998 , S. 31 Nr. 63

Rücker, Anne und Palm, Frederik (Hrsg.): Sebastian Münster – Cosmographia (Reprint von 1628, 2 Bände), Edition Offizin 2010

Ruland, Harold L.: A Survey of the Double-Page Maps in Thirty-Five Editions of the „Comographia Universalis“ 1544-1628 of Sebastian Münster and in His Editions of Ptolemy’s „Geographia“ 1540-1552. In: Imago Mundi, Vol. 16. (1962), S. 84-97

Schwarz, Uwe: Köln und sein Umland in alten Karten. Von der Eifel- zur Generalstabskarte (1550 bis 1897), S. 22-23 und 104

Solchenbach, Karl: Wie genau sind alte Landkarten der Eifel? In: Heimatkalender / Landkreis Bitburg-Prüm. – 2003, S. 56-62.

WAGNER, Herbert: Die Eifel auf Landkarten des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Eifeljahrbuch (Jg. 1980), S. 133-142.